Herzfehler Baby Operation

Herz-OP gleich nach der Geburt?

Fetal Heart Care • Blogbeitrag • 10.01.2022

Während der ersten 12 Wochen einer Schwangerschaft entwickelt sich das neue Leben rasant: Der winzig kleine Fötus, der in dieser Zeit aus der befruchteten Eizelle entstanden ist, bildet in diesen drei Monaten bereits alle lebensnotwendigen Organe aus. Das Herz beginnt ca. ab der sechsten Woche zu schlagen. Begleitet wird die Schwangerschaft von Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen. Mit verschiedenen Untersuchungen prüft sie oder er, ob mit dem Baby in Ihrem Bauch alles in Ordnung ist. Treten bei den Vorsorgeuntersuchungen Auffälligkeiten auf, lassen sich diese z. B. mit einem erweiterten Ersttrimester-Screening oder einem Fein-Ultraschall weiter untersuchen. Etwa bei jeder hundertsten Schwangerschaft kommt es bei diesen Spezial-Untersuchungen zu der Diagnose „angeborener Herzfehler“. Den betroffenen Eltern schießt dann oft sofort die Frage nach einer notwendigen Operation bei ihrem Baby in den Kopf. Doch ist eine Herz-OP kurz nach der Geburt unbedingt notwendig?

Herzfehler Baby Operation
Grundsätzliche Informationen zur Notwendigkeit einer Herz-OP beim Neugeborenen

Die gute Nachricht: Nicht jeder Herzfehler benötigt zwangsläufig eine operative Behandlung. In einigen Fällen reicht es aus, das Kind ärztlich bzw. medizinisch zu überwachen und mit ihm regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen. Es besteht die Chance, dass der kleine Körper mit dem Defekt sehr gut auch ohne OP leben kann. Bei bestimmten Herzfehlern sieht das anders aus: Um dem Baby zu helfen, muss es – je nach Befund – gleich in den ersten Lebensstunden oder -tagen operiert werden. Denn gerade, wenn es sich um einen ausgeprägten oder schweren Herzfehler handelt, hängt der Behandlungserfolg davon ab, wie früh der rettende Eingriff erfolgt. Bei manchen Patienten könnte die Prämisse „Abwarten“ das Risiko einer bleibenden Herzschwäche oder sogar von Herzversagen erhöhen.

Die Notwendigkeit einer „sofortigen“ OP ist allerdings sehr selten. Meist findet ein früher Eingriff nach 10 bis 14 Tagen statt.

Herzfehler Baby: Operation bei einem Kammerseptumdefekt (VSD)

Ein gesundes Herz ist durch eine Wand in zwei Kammern geteilt. Das Blut wird aus der rechten Herzkammer in die Lungenarterien gepumpt und in den Lungen mit Sauerstoff aufgeladen. Danach fließt es zurück in die linke Herzkammer, die das sauerstoffhaltige Blut in den Körperkreislauf verteilt.

Liegt beim Baby ein Kammerseptumdefekt vor, ist in der Wand, die die rechte und die linke Herzkammer voneinander trennt, ein Loch. Das bedeutet, dass sich das sauerstoffhaltige Blut mit dem sauerstoffarmen vermischt. In etwa 90 Prozent der Fälle kann sich der Körper hier selbst helfen. Ein Loch, das nur etwa ein bis zwei Millimeter groß ist und sich im Zentrum der Scheidewand befindet, schließt sich im Laufe der Zeit oft von selbst. Ist das Loch größer, sieht das anders aus. Hier wird zu viel sauerstoffreiches Blut in die rechte Herzkammer gepumpt. Das Herz muss deutlich mehr arbeiten, was mit einem erhöhten Druck auf die Lungen einhergeht. Die linke Herzkammer muss gegen den Blutverlust der rechten ankämpfen, damit der Körper ausreichend mit sauerstoffhaltigem Blut versorgt wird. Kurz gesagt: Bei einem ausgeprägten Kammerseptumdefekt werden Herz und Lunge des Babys deutlich stärker beansprucht als bei einem gesunden Kind.

Ist die Öffnung im Septum zu ausgeprägt, muss Ihr Baby operiert werden. In manchen Fällen ist die OP zeitnah nach der Geburt notwendig oder nach vier bis sechs Lebensmonaten. Während der Herzoperation wird das Loch mit einem sog. Patch – so etwas wie einem Flicken – geschlossen. Die OP erfolgt am offenen Herzen. Ist Ihr Baby stabil und ist die Lage des Defekts recht zentral, ist das Risiko bei dieser OP begrenzt. Den meisten Kindern geht es schon kurze Zeit nach dem Eingriff wieder besser.

Herzkind: Behandlung eines Vorhofseptumdefekts (ASD)

Bei einem Vorhofseptumdefekt besteht ebenfalls ein Loch in der Herzwand – allerdings an einer anderen Stelle. Die beiden Herzkammern haben Vorhöfe, in die die Venen münden, welche das Blut aus Körper und Lunge zurücktransportieren. Bei manchen Kindern kommt es vor, dass die Trennwand zwischen diesen Vorhöfen ein Loch hat. Ist das der Fall, dann wird sauerstoffhaltiges Blut aus dem linken in den rechten Vorhof gesogen. Dort herrscht jedoch ein geringerer Druck. Wenn mehr Blut durch das Loch tritt, dann muss die rechte Seite des Herzens verstärkt arbeiten. So kann auch hier eine Überbeanspruchung des Herzens drohen.

Eine zu große Öffnung in der Herzwand kann operativ mittels Patch geschlossen werden. Alternativ kann die Kinderkardiologin oder der Kinderkardiologe einen Katheter nutzen – die Voraussetzung dabei ist, dass sich das Loch mittig in der Scheidewand befindet. Das Katheter-Röhrchen wird dann durch die Leistenvene des Babys bis in sein Herz geschoben. Über das Röhrchen wird eine Art kleiner Schirm am Loch platziert. Indem er sich aufspannt, verschließt er das Loch. So lässt sich der Blutdurchfluss stoppen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass keine OP am offenen Herzen notwendig ist und auch keine Narbe auf der Brust des Kindes verbleibt. Zudem ist der notwenige Krankenhausaufenthalt in der Regel kürzer.

Beispiel eines operationspflichtigen angeborenen Herzfehlers: Fallot’sche Tetralogie (TOF)

Die Fallot-Tetralogie beeinträchtigt das Baby gleich durch mehrere Herzfehlbildungen: Die Lungenschlagaderklappe ist verengt, oft ist die Lungenschlagader auch sehr klein. Der Grund: Die darunterliegende Ausflussbahn der rechten Herzkammer ist häufig durch eine Muskelverdickung verengt. Die TOF ist weiterhin geprägt durch eine verdickte rechte Herzkammer und einen Ventrikelseptumdefekt. Hinzu kommt eine „überreitende“ Aorta, die über dem Ventrikelseptumdefekt entspringt und somit eine Verbindung zu beiden Herzkammern hat.

Die Folge des Befundes: Der Blutfluss ist erschwert und es gelangt zu wenig Sauerstoff zu den Organen des Babys (Mischblut).

Die Behandlung muss immer operativ erfolgen. Ist der Zustand des Kindes stabil, ist eine OP um den sechsten Lebensmonat empfehlenswert. In der Zwischenzeit können kleinere Katheterinventionen der Lunge mehr Luft verschaffen.

Das Ziel des chirurgischen Eingriffes ist, den Blutkreislauf durch Herz und Lunge zu normalisieren. Wichtig ist, dass die Pulmonalklappe nach dem Eingriff stabil ist. In manchen Fällen kann nach einigen Jahren eine weitere OP notwendig werden, in der die Pulmonalklappe ersetzt wird.

Hypoplastisches Linksherzsyndrom (HLHS): Oft mindestens drei Operationen notwendig

Babys mit einem hypoplastischen Linksherzsyndrom haben eine nur rudimentär entwickelte Herzkammer. Dadurch kann das Blut nicht in die Hauptschlagader transportiert werden. Ohne OP kann das Kind nur überleben, wenn die Verbindung zwischen rechtem und linkem Vorhof geöffnet ist und die Verbindung zwischen Aorta und Lungenschlagader weiter besteht (Ductus arteriosus). Schließt sich dieser Kanal – so wie es in den ersten Lebenswochen üblich ist – bekommen die Organe immer weniger Sauerstoff.

Die Behandlung besteht aus drei Operationen: Die erste sollte innerhalb von sieben bis zehn Tagen nach der Geburt durchgeführt werden. Nach vier bis sechs Monaten ist ein zweiter Eingriff nötig, eineinhalb bis dreieinhalb Jahre später der dritte (bei 15 kg Körpergewicht). Ist alles gut verlaufen und verheilt, sollten Körperkreislauf und Lungenkreislauf vollkommen voneinander getrennt und damit normalisiert sein. Das Ziel der Operation ist das Schaffen einer 1-Kammer-Zirkulation (Fontan-Kreislauf).

Herzfehler Baby Operation: Wir von Fetal Heart Care in Köln unterstützen Sie

Bitte beachten Sie: In diesem Artikel haben wir Ihnen einen Überblick über einige Herzfehler-Formen und deren Therapie gegeben. Die Aufzählung ist jedoch nicht vollständig.

Wenn während Ihrer Schwangerschaft festgestellt wird, dass das Baby in Ihrem Bauch einen Herzfehler hat, sind wir für Sie da. Wir geben Ihnen alle notwendigen Informationen über den Befund und beraten Sie dazu, was nun zu tun ist. Weiterhin bieten wir Ihnen organisatorische Unterstützung und stellen den Kontakt zu Fachzentren mit erfahrenen Kinderchirurginnen, Kinderchirurgen, Kinderkardiologinnen und Kinderkardiologen her. Zudem helfen wir Ihnen dabei, geschulte Hebammen und Kinderkrankenschwestern zu finden.

Wir von Fetal Heart Care in Köln stehen Ihnen in der Belastungssituation bei und unterstützen Sie, die beste Behandlungsmöglichkeit für Ihr Kind zu finden.

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